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Teil 7: Karpfenfischen am Kanal

Kanalstrecke

Nachdem wir nun bereits viele Grundlagen besprochen haben, kommen wir zu einem eher schwierigen Kapitel, dem Karpfenfischen in Kanälen. Schwierig deshalb, weil die Angelbedingungen an Kanälen oft doch etwas abschreckend sind. Aber gerade das macht vielleicht auch den Reiz des Kanalangels aus, und ein schöner Kanalkarpfen lässt einen die vielen erfolglosen Ansitze sicherlich vergessen.


Stellensuche

Beim Kanal ergeben sich zunächst einmal die gleichen Probleme wie am Fluss: "Viel Wasser und recht wenige Karpfen", dazu noch ein reiches Nahrungsangebot in Form von Muscheln und Krebsen, sowie besonders in Häfen, Abfälle und beim Verladen ins Wasser fallendes Getreide etc. Während man aber in Flüssen bald eine Interessante Stelle ausfindig machen kann, ergibt sich am Kanal das Problem, dass fast das gesamte Ufer völlig eintönig aussieht: Steinschüttung und kein Uferbewuchs. Die wenigen Hot-Spots, die man auf den ersten Blick findet sind dann auch dementsprechend stark von Anglern frequentiert: Hafengebiete, Schleusen, Kanalabzweigungen und Wendebecken. Wenn man in der glücklichen Lage ist, einen solchen Platz in seiner Umgebung zu haben, ist dort ein Versuch auf jeden Fall empfehlenswert. Wenn dieser Platz allerdings zu stark von Karpfenanglern umlagert ist, empfehle ich, doch lieber auf andere Ecken auszuweichen. Wie findet man nun einen anderen Futterplatz? Die Frage ist leider nicht so einfach zu beantworten. Man sollte sich jedenfalls ruhig etwas Zeit nehmen und lieber auch mal ein Wochenende nicht zum Fischen fahren, um die Kanalstrecke näher zu erkunden. Empfehlenswert wäre z.B. zu Fuß oder mit dem Fahrrad das Ufer genau zu "untersuchen". Dadurch sieht man jedenfalls schon wesentlich mehr, als wenn man mit dem Auto am Kanalufer entlang rast. So findet man z.B. kleine Buchten, vielleicht einen Yachthafen oder auch einen Bacheinlauf in den Kanal. Für eine erste Orientierung eignen sich auch Landkarten ganz gut. Größere Buchten und Häfen sowie Zuflüsse sind hier schon verzeichnet und man hat zumindest schon mal einen Überblick über die Kanalstrecke. Genauer kann man der Sache natürlich mit einem Echolot "auf den Grund gehen". Allerdings ist das eine etwas heikle Angelegenheit, da man zum einen nicht einfach mit einem Schlauchboot auf dem Kanal fahren darf (die Wasserschutzpolizei kommt natürlich gerade dann vorbei !), zum anderen kann das auch recht gefährlich werden, wenn man einem Kanalschiff zu nahe kommt. Der Sog und die Strömung die diese Kähne verursachen ist nicht zu unterschätzen. Ich halte es daher nur in Einzelfällen für sinnvoll, das Echolot im Kanal zu benutzen. Im Allgemeinen ist das Kanalprofil sowieso fast immer gleich, und kleine Unebenheiten übersieht man auch mit dem Echolot schnell. Hat man nun einen "schönen" Platz gefunden ist es aber ganz sinnvoll mit der Lotrute nach der Tiefe und der Bodenbeschaffenheit zu schauen. Wo hört die Steinschüttung auf ? gibt es starken Pflanzenwuchs, oder hat man gar eine Muschelbank erwischt ? Nachdem man diese Fragen geklärt hat, wird man sich entweder für diese Stelle entscheiden, oder weitersuchen.


Vorbereitungen / Gefahren

Die Stelle ist nun gefunden. Jetzt sollte man sich Gedanken über das Anfüttern machen. Ich gehe jetzt mal von einem "normalen" Kanal mit Schiffsverkehr aus. Diese Schiffe erzeugen je nach Ladezustand und Kanalbreite eine mehr oder weniger starke Strömung. Dadurch wird natürlich auch unser Futter "schön gleichmäßig" im Kanal verteilt. Zum anderen gibt es keinen allzu dichten Karpfenbestand und es kann vorkommen, dass die Karpfen die Futterstelle erst nach ein paar Tagen finden. Als dritter Faktor kommen auch wieder die Weißfische ins Spiel, die so einiges an Boilies und Partikelködern vertilgen können. Nach diesen Überlegungen hat sich folgendes Vorgehen bewährt:

1. Spät abends füttern, dann ist der Schiffsverkehr nicht mehr so stark und die Chance, dass das Futter an der Stelle bleibt umso größer.
2. Nicht an der Futtermenge sparen, der Schwund durch Strömung und "ungebetene Gäste" ist groß.
3. Mindestens ein bis zwei Wochen vorfüttern, ggf. nur alle zwei Tage.

Futtermenge: je nach Strömung und Fischbestand 2-5 kg Boilies und 5-10 kg Partikel, z.B. Mais, Kichererbsen und Pellets.
Zum Füttern hat sich wieder einmal der Cobra Groundbaiter bewährt, mit dem man diese Futtermengen schnell und präzise ausbringen kann. Problematisch wird es, wenn die Futterstelle weiter als 25 m entfernt liegt. Mais und andere Partikel lassen sich dann nicht mehr einfach mit dem Groundbaiter füttern. Es gibt aber zwei Tricks, mit denen man die Fütterdistanz erheblich vergrößern kann.

1. Partikel Portionsweise in kleine Einwegbecher abfüllen und Becher mit Wasser auffüllen. Anschließend einfrieren. Diese "Eisbomben" lassen sich prima füttern.
2. Den Partikeln etwas Paniermehl und Haferflocken zufügen, bis sich daraus handliche Futterballen formen lassen. Diese Bälle fliegen auch nicht schlecht!

Leider sind beide Verfahren mit etwas Mühe verbunden, haben sich in der Praxis aber gut bewährt. Wenn jemand noch eine bessere Idee hat, bitte E-Mail an mich senden. Zum Füttern kann man natürlich auch ein Boot verwenden, aber das ist meist auch nicht bequemer und auch nicht ganz ungefährlich (s.o.).


Spezielle Ausrüstung

Im Allgemeinen reicht eine Universalrute mit solider Rolle. Die Schnur sollte nicht zu dünn und möglichst abriebfest sein, ein Snag Leader in Form von 20-30 m 0,30er Dyneema ist auf jeden Fall empfehlenswert, da die Steinschüttung im Uferbereich schon so manchem Drill ein jähes Ende bereitet hat. Flache Strömungsbleie von 60-120g werden je nach Strömung verwendet. Ein Rodpod ist am Kanal meist unverzichtbar, da man aufgrund der Uferbefestigung meist keinen Bankstick in den Boden bekommt, bzw. dies sogar verboten ist ("Zerstörung der Uferbefestigung"). Da ich im Kanal oft Fallbisse, sog. Drop-Backs bekomme bevorzuge ich den Springer-Bissanzeiger von Fox, der solche Fallbisse sehr sensibel anzeigt. Zuguterletzt sollte für den Fall, dass ein Schiff sämtliche Ruten einsammelt, ein scharfes Messer in Reichweite sein.

Gerätevorschlag:
Rute: 12-13 ft 2,25-3lbs
Rolle: Shimano Baitrunner 4500 oder Daiwa Emblem / SS 3000
Schnur: Berkley Big Game Line 12-15 lbs + 20-30 m 0,30er Dyneema
Vorfachmaterial: Kryston Merlin 15-25 lbs

Problematisch kann es an Stellen werden, an denen auch nachts regelmäßiger Schiffsverkehr herrscht. Hier ist es u.U. erforderlich, den Kanal ständig zu beobachten und ggf. die Ruten hereinzuholen, damit man keinen Totalabriss riskiert. Gut, wenn man nicht allein fischt, dann kann man sich mit seinem Kollegen bei der "Nachtwache" abwechseln.


Biss / Drill / Landung

Wie bereits erwähnt kommt es im Kanal oft zu Fallbissen. Nach dem Anhieb muss man auf eine starke Flucht vorbereitet sein. Das ist besonders wichtig, weil man ja im Allgemeinen recht dicht am Ufer fischt und daher kaum Zeit hat zu reagieren wenn es losgeht. Also lieber die Bremse vorher etwas leichter einstellen!
Problematisch kann es werden, wenn ein Schiff vorbeikommt. Die dann entstehende Strömung drückt den Karpfen meist ans Ufer, wenn dann die Schnur allzu sehr mit Steinen in Kontakt kommt, kommt es zum Schnurbruch. Wenn ein Schiff über die Schnur gerät, ist meist auch "Feierabend", spätestens jedoch, wenn die Schnur in die Schiffsschraube kommt. Falls man das Schiff noch kommen sieht, kann man versuchen, den Drill zu forcieren und den Karpfen aus der Gefahrenzone zu bringen, sonst hat man leider Pech gehabt!

Fazit: Das Karpfenfischen im Kanal ist sicher nicht jedermanns Sache. Wer aber auf der Suche nach großen Karpfen ist und eine Kanalstrecke in seiner Umgebung hat, sollte es ruhig mal versuchen.

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