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Teil 6: Karpfenfischen in fließenden Gewässern

Flusskarpfen

Nachdem es im Teil fünf um stehende Gewässer ging, beschäftigen wir uns diesmal mit Fliessgewässern. Das grundsätzliche Vorgehen ist zunächst gleich, es gibt aber einige Dinge zu beachten, auf die ich im Folgenden eingehen werde.


Stellensuche

Gerade in Flüssen ist eine sorgfältige Auswahl der Angelstelle von größter Wichtigkeit. Im Gegensatz zum Teich verteilen sich hier recht wenige, meist große Karpfen, auf eine sehr große Wasserfläche. Dementsprechend schwer sind diese zu finden bzw. zu fangen. Gute Stellen im Fluss sind: Abschnitte oberhalb und unterhalb von mehreren, Buhnenfeldern, Buchten und Kurven in denen Rückströmungen entstehen, Häfen, sowie Einmündungen von Bächen, Flüssen und Kanälen. Außer diesen Stellen, die man oft recht schnell findet, gibt es auch noch andere Hot-Spots, auf die man meist erst durch intensive Suche stößt. Dazu gehören z.B.. Mulden und andere Bodenunebenheiten, Unterwasser Hindernisse und Muschelbänke. Das Ausloten gestaltet sich in Fliessgewässern oft schwierig, da die Pose der Lotrute meist durch die Strömung unter Wasser gedrückt wird und dadurch eine genaue Ermittlung der Tiefe kaum möglich ist. Für eine erste Einschätzung der Tiefe reicht dies aber erst mal aus. Ein genaues Ausloten mittels Echolot ist allerdings auch nicht leicht, da es fast unmöglich ist eine Stelle im Fluss genau abzufahren. Der Vorteil des Echolotes liegt allerdings in der Möglichkeit, größere Flussstrecken abfahren zu können und dabei früher oder später auch eine interessante Stelle zu finden. Hat man nun eine erfolgversprechende Stelle gefunden, so kann man sein Glück auch erst mal mit der Stipprute versuchen. Meist sind Stellen, an denen sich Weißfische aufhalten, auch gute Fangplätze für Karpfen.


Vorbereitungen / Gefahren

Hat man sich nun auf eine Stelle festgelegt, so sollte man zunächst einige Tage anfüttern. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Stellen erst nach einer Woche Füttern, Karpfenbisse gebracht haben. Die Futtermenge richtet sich zum ein nach der Strömung, zum anderen nach dem Fischbestand. Damit meine ich sowohl den Karpfen-, als auch den Weißfischbestand. Grundsätzlich kann man im Fluss mehr füttern als in stehenden Gewässern. Das liegt an der Strömung, die immer einen Teil des Futters weiterträgt, aber auch an den meist reichlich vertretenen "Mitessern" wie Brassen, Döbeln, Barben usw. Eine Futtermenge von 3-5 kg Partikelködern und 2 kg Boilies sollte in vielen Fällen ausreichen. Bei großen Flüssen wie Rhein und Weser kann allerdings auch eine wesentlich größere Futtermenge erforderlich sein, um den Karpfen auf die Stelle aufmerksam zu machen und kurzfristig dort zu halten. Oft kommen die Karpfen, die in kleineren Trupps umher ziehen nur alle paar Tage an unserer Stelle vorbei. Dann kann man innerhalb kürzester Zeit gleich mehrere Fische landen, andererseits kann man auch zwei oder drei Tage keine Aktion haben. Man sollte daher ruhig ein paar Tage (und Nächte!) an der neuen Stelle verbringen, bevor man einen anderen Futterplatz anlegt. Besondere Probleme ergeben sich im Unterlauf größerer Flüsse, in denen sich bereits die Gezeiten bemerkbar machen. Hier haben schon einige Angler böse Überraschungen erlebt, weil plötzlich der Köder nicht mehr im Wasser sondern auf dem Trockenen lag oder weil der schöne Standplatz für das Zelt auf einmal überflutet wurde!!! Um diese Katastrophen zu vermeiden sollte man sich vorher genau anschauen wie weit der Wasserstand variiert. Äußerst unangenehm kann es auch an Flüssen mit starkem Schiffsverkehr werden. Zum Einen, wenn ein großer Kahn sämtliche Schnüre "einsammelt", zum Anderen durch den starken Wellengang der beim Vorbeifahren entsteht. Ein gewisser Sicherheitsabstand zum Ufer ist daher empfehlenswert.


Spezielle Ausrüstung

Ruten mit Testkurven von 2,5-4 lbs und große Rollen wie Shimano Baitrunner 4500 oder Daiwa Emblem sind empfehlenswert. Des weiteren sollten die Rollen mit abriebsfester Schnur in der Stärke 0,30-0,38 mm bespult sein.
Bleie in flacher Form und entsprechenden Gewichten sollten ausreichend vorhanden sein. Ich bevorzuge eher etwas schwerere Bleie als erforderlich, da durch kleinere Schmutzansammlungen an der Schnur, die sich meist zwangsläufig bilden ein leichtes Blei sehr schnell ans Ufer gedrückt wird. Standardmäßig verwende ich Gewichte von 80-120 g. Bei starker Strömung sind auch schon mal Gewichte bis 200 g erforderlich. Zum Füttern hat sich bei mir der Cobra Groundbaiter bewährt. Damit kann man schnell und präzise größere Mengen Futter ausbringen.
Wichtig ist ein solides Rodpod, bzw. stabile Rutenständer, weil die Karpfenbisse im Fluss oft recht heftig verlaufen und die Rute dabei auch schnell mal von den Auflagen heruntergerissen werden kann. Ein Rodpod sollte daher nach Möglichkeit mit Abspanngurten am Boden fixiert werden.
In letzter Zeit sind sogenannte Highpods in Mode gekommen. Es handelt sich hierbei um große stativartige Rutenständer die in Ihrer Grundform einem Ständer für Brandungsruten sehr ähnlich sind. Durch die spezielle Form der Highpods kann man die Ruten fast senkrecht aufstellen. Das wiederum kann von Vorteil sein, wenn man in starker Strömung weit draußen fischt, weil die Angelschnur erst relativ spät ins Wasser eintaucht und daher nur ein geringer Teil der Schnur dem Strömungsdruck ausgesetzt ist. Kurz gesagt: Das Blei bleibt auch in Flussmitte relativ ruhig liegen. Eine andere Situation, in der ein Highpod recht hilfreich ist, sind große Seen mit Unterwasserhindernissen, in denen man auf sehr weite Distanzen fischt. Hier kann man durch die steile Rutenaufstellung verhindern, dass sich die Schur bereits im Uferbereich festsetzt bzw. sich bei einem Biss verfängt oder durchgescheuert wird. Der Effekt des Highpods ist also, einen möglichst großen Anteil der Angelschnur außerhalb des Wassers zu halten. Genau dies kann aber auch zum Nachteil werden, sobald der Wind ins Spiel kommt. Bei Seitenwind bilden sich große "Schnurbäuche", bei Wind von vorne können die Ruten abheben. Ich kann daher ein Highpod nur für einige spezielle Extremsituationen empfehlen.


Biss / Drill / Landung

Es hat sich gezeigt, dass Karpfen- und Weißfischaktivitäten eng verbunden sind. Das bedeutet, dass sich vor dem Eintreffen des Karpfen oft Brassen, Barben usw. auf der Stelle tummeln. Dies bemerkt man am Wippen der Rutenspitzen, sowie an Einzeltönen. Oft geht dann auch eine Brasse oder ein anderer unerwünschter "Esser" an den Haken. Ich bin aber immer froh wenn ich Weißfischaktivität auf der Futterstelle habe, denn der Karpfenbiss lässt dann meist nicht lange auf sich warten. Wie schon erwähnt, verlaufen Karpfenbisse im Fluss oft recht heftig. Man sollte daher gerade am Fluss immer in der Nähe der Ruten sein. Flusskarpfen kämpfen sehr gut. Wer vorher nur im Teich gefischt hat, wird sich wundern was für Kraftpakete in Fliessgewässern herumschwimmen. Manchmal ist man dann fast enttäuscht, wenn nach einem harten Drill statt einem sicher geglaubten 30 Pfünder dann doch "nur" ein 10 Pfünder im Kescher liegt. Wie auch in jedem anderen Gewässer versucht der Karpfen, irgendwie in Sicherheit zu kommen dass kann ein Busch am anderen Ufer sein, aber auch die starke Strömung in Flussmitte oder ein Baumstamm am Ufer. Ziel ist es, die erste Flucht zu stoppen und den Karpfen von der Gefahrenzone zu entfernen. Wenn der Karpfen erst in der Haupströmung ist,Hauptströmung oft nicht mehr möglich, den Fisch auch nur einen Zentimeter ans Ufer zu bewegen. In Ufernähe befinden sich oft noch einige Hindernisse in Form von Büschen, Spundwänden, Booten und Steinschüttungen. Ist die Landung dann gelungen, so ist auch hier eine weiche und ausreichend große Abhakmatte unerlässlich. Beim Zurücksetzen sollte man den Fisch zunächst mit dem Kopf entgegen der Strömungsrichtung einige Zeit festhalten. Der Karpfen hat dadurch die Möglichkeit, sich etwas zu erholen, ansonsten wird er nämlich von der Strömung einfach erfasst und abgetrieben.

Ich kann nur allen Lesern empfehlen, das Karpfenfischen im Fluss zu versuchen. Es ist sicher nicht so einfach und oft auch ziemlich frustrierend, aber ein schöner Flusskarpfen entschädigt dafür allemal !

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