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Teil 3: Köder

In dieser Ausgabe geht es um fängige Karpfenköder und deren Herstellung. Neben Montagen (Rigs) sind Karpfenköder wohl eines der liebsten Gesprächs- und Streitthemen unter Karpfenanglern. Unzählige Artikel und Bücher beschäftigen sich damit. Ich möchte hier nicht noch weitere Verwirrung zu diesem komplexen Thema stiften, sondern ein paar Grundlagen über den Aufbau und die Herstellung von Karpfenködern, insbesondere von Boilies vermitteln.



Köder

Für viele Neulinge im Karpfenfischen ist Karpfenangeln gleichbedeutend mit Boilieangeln. In der Tat ist der Boilie heute wohl der am meisten verwendete Köder und deshalb werde ich auf die Herstellung von Boilies auch genauer eingehen. Man sollte aber dabei nicht übersehen, dass es auch einige andere gute Karpfenköder gibt, die dem Boilie durchaus gleichwertig sind und manchmal auch überlegen sein können.
Dazu gehören:

  • verschiedene Partikelköder wie Tigernuts, Kichererbsen und Erdnüsse (siehe unten).
  • Frühstücksfleisch
  • Würmer
  • Brotflocke
  • Teig (aufgrund seiner hohen Lockwirkung sehr fängig, leider aber auch von Weißfischen sehr begehrt !)
  • Frolic oder schwimmende Hundefuttersorten...

Diese Liste ließe sich wahrscheinlich endlos weiterführen, wenn man alle Köder aufführen wollte, die schon einmal einen Karpfen überlistet haben. Erstaunlich ist auch , dass sich unser so vermeintlich friedlicher Bartelträger manchmal auch ganz gern an kleinen Fischen vergreift und so auch gelegentlich von Raubfischanglern gelandet wird. Für eine gezielte Angelei auf Karpfen sollte man jedoch eher die oben aufgeführten Köder verwenden. Erwiesen ist aber, dass in vielen Gewässern Muscheln und Krebse die Hauptnahrungsquellen der Karpfen darstellen. Das erklärt zum Teil auch die Fängigkeit von Fischmehlboilies und Muschelfleisch.



Boilies

Als Boilie bezeichnet man einen aus gekochtem Teig bestehenden Köder von meist runder Form.
Bestandteile eines Boilies sind:

  • Grundmischung
  • Eier
  • Geruchsstoff (Flavour) - nicht unbedingt erforderlich
  • Süßstoff (Sweetner) - nicht unbedingt erforderlich
  • evtl. Farbe und weitere Zutaten wie Öle, Geschmacksverstärker, Aminosäuren...

Die Grundmischung kann man entweder fertig gemischt kaufen oder aus mehreren Zutaten selbst zusammenmischen.
Grundsätzlich teilt man die Grundmischungen in folgende Kategorien ein:

  • High Protein Mischungen- Hoher Proteingehalt, überwiegend aus Milchproteinen bestehend Vorteil:Köder werden sehr hart. Nachteil: Hoher Preis, die Proteine werden zum Großteil vom Karpfen nicht verwertet. Gesamturteil:Nicht unbedingt empfehlenswert.
  • Low Protein Mischungen- Proteingehalt um 30 %, mit Milch- und Pflanzenproteinen. Vorteil: Günstiger Preis, bei guter Zusammensetzung vollwertiger Köder. Nachteil:Köder werden nicht so hart. Gesamturteil: Guter Allroundköder für das ganze Jahr.
  • Vogelfutter Mischungen (Birdfood)- Mittlerer Proteingehalt, aus verschiedenen Vogelfuttersorten bestehend. Vorteil: "offene" Struktur, daher gute Flavourverteilung im Wasser, guter Eigengeruch und -geschmack. Nachteil:Köder wird u.U. nicht sehr hart. Gesamturteil: sehr empfehlenswert.
  • Fischmehl Mischungen - Mittlerer Proteingehalt, Bestandteile sind div. Fischmehle. Vorteil: intensiver Eigengeruch und -geschmack. Nachteil: Lässt sich teilweise nicht so gut verarbeiten, aufgrund des hohen Ölanteils bei kaltem Wasser nicht so fängig (umstritten). Gesamturteil: Besonders im Sommer sehr fängig.

Bestandteile einer Grundmischung und ihre Eigenschaften:

Die Liste von brauchbaren Boiliezutaten ist riesig und ich möchte mich hier nur auf einige bekannte Zutaten beschränken.

Milchproteine

Casein - härtet gut, relativ schwer, maximal 50 % Anteil an der Mischung.
Natriumcasein - wasserlösliches Casein, härtet nicht, aber bindet gut, ziemlich leicht, nicht zu hoch dosieren, wenn man sinkende Boilies haben will !
Kalziumcasein - ähnliche Eigenschaften wie Natriumcasein.
Lactalbumin - erhöht den Nährwert des Köders, ziemlich leicht !

Pflanzliche Proteine

Sojamehl - guter Geruch und Geschmack, Proteingehalt um 50 %, gute Basis für Low Protein Mischungen.
Sojaisolat - hoher Proteingehalt, leicht !
Weizengluten - Sehr guter Binder für Boilieteig, aber schwer verdaulich.

Tierische Eiweiße

Fleischmehl - Proteingehalt um 50% guter Geruch und Geschmack.
div. Fischmehle - Proteingehalt um 60 % guter Geruch und Geschmack.
Egg Albumin - Ei Protein, relativ leicht, härtet den Köder sehr gut.
Forelli gemahlen - Proteingehalt um 50 %, guter Geruch und Geschmack und vollwertiges Futter, als Basiszutat für Fisch Mischungen.
Gemahlenes Pelletfutter (z.B. Hunde und Katzenfutter) - ähnliche Eigenschaften wie Forelli.

Vogelfutter

Robin Red - rote Farbe, würziger Geschmack, hoher Vitamin A Anteil.
PTX - enthält Trockeninsekten und andere tierische Proteine, gut in Kombination mit Robin Red.
Sluis CLO - milder süßlicher Geschmack.
Nectarblend - milder süßlicher Geschmack.
Die zur Herstellung verwendeten Eier sollten möglichst frisch und von guter Qualität sein.

Flavours gibt es in allen nur erdenklichen Gerüchen und noch mehr. Nachdem ich nun schon eine ganze Menge an Flavours ausprobiert habe, glaube ich, dass es kein "Superflavour" gibt, das nur große Fische fängt, oder das immer fängt. Ich habe auch keinen direkten Zusammenhang von Fängigkeit einzelner Flavours zu bestimmten Jahreszeiten feststellen können. Empfehlenswert sind Flavours der folgenden Firmen: Rod Hutchinson/Catchum, Kevin Nash, Nutrabaits, Cipro und Keen Carp. Absolute Klassiker unter den Flavours sind die von Rod Hutchinson/Catchum: Scopex, Ultraspice, Maplecream, Monster Crab und Wild Cherry sind bedenkenlos zu empfehlen und bringen auch heute noch jede Menge Fische an den Haken.

Sweetner (Süßstoffe) sind bei Verwendung von süßen und würzigen Flavours empfehlenswert. Sie ergänzen den süßen Geruch, bzw. mildern ein allzu scharfes Flavour wie z.B. Ultraspice ab. Bei fischigen Flavours kann man auf Sweetner verzichten. Wichtig ist, dass man einen Sweetner verwendet, der selbst keinen scharfen oder bitteren Nachgeschmack hat. Sehr gut ist z.B. der Pro Taste Sweetner von Rod Hutchinson.

Ob man dem Köder noch weitere Zutatenwie Farbe oder Aminosäuren usw. zusetzt ist Geschmacksache. Ich stehe mittlerweile auf dem Standpunkt, dass man darauf auch gut verzichten kann und genau so gut fängt ohne diese Zutaten fängt. Sicherlich empfehlenswert ist aber die Zugabe von Öl in den Boilieteig. Das kann Fischöl sein, oder auch einfach Sonnenblumenöl. Der Teig wird dadurch geschmeidig und lässt sich besser verarbeiten. Außerdem erhöht man damit den Nährwert des Köders.

Die Zusammensetzung des idealen Boilies ist eines der liebsten Gesprächs- und Streitthemen unter Karpfenanglern. Ich hiermit nicht noch mehr Verwirrung stiften sondern ein paar einfache Ratschläge zur Herstellung eines fängigen Köders geben:
1. Einfach bleiben. Eine Grundmischung aus 3-4 Zutaten fängt wunderbar und ist zudem noch preiswert. Man sollte immer bedenken, dass es nicht genügt, einen guten Köder herzustellen, sondern man muss auch in der Lage sein, diesen Köder in ausreichender Menge zu Produzieren ohne dabei einen Kredit aufnehmen zu müssen !!!
2. Grundanforderungen an einen guten Boilie sind: Guter Geruch, guter Geschmack, gute Geruchsabgabe im Wasser und eine ausreichend feste Konsistenz, um unerwünschte Fische wie Brassen und Döbel abzuhalten. Daher ist eine Birdfood- oder Fischmehl-Mischung empfehlenswert. Bei Fischmehl-Mischungen kann man getrost auf ein Flavour verzichten.
3.Vorsicht bei Fertigboilies: Die Verlockung ist groß, sich das mühsame Boilierollen zu ersparen und einfach eine Tüte Fertigboilies zu kaufen. Es gibt zwar mittlerweile einige ganz brauchbare Fertigboilies, diese sind dann aber auch entsprechend teuer und der beste Fertigboilie kommt doch nicht an einen guten selbstgemachten Boilie heran. Die Mühe des Rollens lohnt sich also !

Boilieherstellung:

1. Die Eier aufschlagen und in eine Schüssel geben.
2. Flavour und flüssige Bestandteile dazugeben und das Ganze gut durchrühren.
3. Die Boiliemischung einrühren und den so entstehenden Teig durchkneten.
4. Der Teig hat die richtige Konsistenz, wenn er nicht mehr an den Händen klebt und geschmeidig ist.
5. Boilies mit der Hand rollen oder mit Hilfe von Teigspritze und Boilieroller.
6. Die so geformten Kugeln in kleinen Portionen kochen (1-3 Minuten)
7. Die gekochten Boilies auf einem Tuch ausbreiten und trocknen lassen (1 Tag für normale Härte, ansonsten länger).

Hier noch einige Rezepte:

1. High Protein
500 g Casein
100 g Natriumcasein
100 g Lactalbumin
200 g Weizengluten
100 g Sojamehl

2. Low Protein
500 g Sojamehl vollfett geröstet
250 g Gries
100 g Weizengluten
150 g Casein

3. Birdfood
450 g Sojamehl vollfett geröstet
250 g Robin Red
200 g PTX
100 g Egg Albumin

4. Fischmehl
200 g Sojamehl vollfett geröstet
400 g Fischmehl oder gemahlenes Forelli
200 g Gries
100 g Weizengluten

Eine gute Mischung muss nicht teuer sein ! Auf die recht kostspieligen Milchproteine kann man zum Großteil verzichten, bzw. diese nur in kleinen Mengen zusetzen.

Hilfsmittel zur Boilieherstellung

Das Boilierollen mit der Hand ist nicht mehr ganz zeitgemäß und wer hat schon Lust die gesamte Freizeit mit der Boilieherstellung zu verbringen. Deshalb sind mittlerweile einige Hilfsmittel zur Boiliezubereitung auf dem Markt, die die Herstellung erheblich beschleunigen:
1. Boilieroller - zum Herstellen von Boiliekugeln in allen gängigen Durchmessern (14-24 mm).
2. Teigspritzen - Zur Herstellung von Teigwürsten für den Boilieroller entweder mit "Handbetrieb" oder mit Luftdruck angetrieben.
3. Boiliemaschinen die den Herstellungsprozess weitgehend automatisieren. Leider ist mir noch keine Maschine bekannt, die vernünftig runde Boilies herstellt und dabei preislich noch einigermaßen erschwinglich ist.
4. Zum Kochen eignen sich große Friteusen (mit Wasser gefüllt !) oder Einkochtöpfe.


Partikelköder

Neben dem Boilie sind Partikelköder heute die am meisten verwendeten Karpfenköder. Unter Partikeln versteht man meist kleine Köder wie Sämereien Bohnen, Nüsse usw. aber auch Tierfutter in verschiedenster Form.
Der wohl bekannteste Partikelköder ist Mais. Auch heute noch in vielen Gewässern fängig, ist vor allem die gute Verfügbarkeit und der niedrige Preis von Vorteil.
Weitere sehr fängige Partikel sind: Tigernuts (leider recht teuer, aber sehr fängig), Kichererbsen, Hanf, Sojabohnen, Erdnüsse (Karpfen lieben Erdnüsse !) und diverse Vogelfuttersorten. Die Zubereitung der Partikel ist einfach:
1. gewünschte Menge für 24 h einweichen lassen.
2. Je nach verwendeter Sorte und gewünschter Härte 5-30 min kochen.
Man kann Partikel natürlich auch süßen, mit einem Flavour versehen und färben. Sie sind aber auch pur fängig.

Die Fängigkeit von Partikelköder beruht auf der Nachahmung einer natürlichen Nahrungsquelle. Das bedeutet im Idealfall, dass auf der Futterstelle ein Futterteppich mit kleinen bis kleinsten Partikeln angelegt wird. Durch die große Menge von kleinen Köder kann der Karpfen einzelne Köder nicht mehr "untersuchen". Der Hakenköder, der mitten in diesem Futterteppich liegt, wird einfach mit eingesogen. Die Futterteppich-Methode lässt sich auch gut mit Boilies kombinieren, .man kann z.B. auf einem solchen Partikelplatz z.B. einen wenige cm auftreibenden Boilie anbieten.
Partikel werden auch gerne als Beifutter bei größeren Futteraktionen in Flüssen, Kanälen und großen Seen verwendet. Damit möchte man die Karpfen möglichst lange auf der Futterstelle halten. Dazu eignen sich besonders kleine Partikel wie Hanf oder Vogelfutter sehr gut, denn es dauert länger, viele kleine Köder abzugrasen, als wenige große !

In letzter Zeit sind Pellets sehr in Mode gekommen. Pellets sind kleine runde oder eckige "Partikel" die sich nach einiger Zeit im Wasser auflösen und dabei einen intensiven Geruch abgeben. Man kann Pellets entweder speziell zum Karpfenfischen kaufen (z.B. Kevin Nash), oder man greift auf das große Sortiment an Tierfutter in Pelletform zurück. Hier bieten sich vor allem Karpfenpellets an, ein speziell für Karpfenzucht entwickeltes Futter, ebenfalls geeignet ist das altbekannte Forelli, aber auch Pferdepellets sind durchaus einen Versuch wert. Man sollte beim Kauf nur darauf achten, dass die Pellets auch untergehen, denn es gibt auch einige Sorten, die selbst nach mehrstündigem Einweichen immer noch schwimmen (das kann ich aus eigener Erfahrung sagen !).
Pellets eignen sich also sehr gut, um einen intensiven Geruch an der Futterstelle zu verbreiten. Gut ist auch, dass sie sich vollständig auflösen und dann auch von Weißfischen "abgeräumt" werden. Es bleiben also keine faulenden Rückstände an der Futterstelle zurück, falls die Karpfen mal keinen Appetit hatten.


Die Futtermenge:

Die Futtermenge ist abhängig vom Gewässer, vom Fischbestand, und von der Jahreszeit. Es ist daher schwierig, pauschal Angaben zur Menge zu machen.
Hier ein paar Beispiele:
Baggersee mit normalem Fischbestand im Sommer:
1-1,5 kg Boilies/Tag evtl. zusätzlich 2 kg Partikel
Größerer Fluss mit Großkarpfenbestand im Sommer:
3-5 kg Boilies/Tag zusätzlich 5-10 kg Partikel
Kanal mit gutem Karpfenbestand im Sommer:
3-4 kg Boilies/Tag zusätzlich 5-8 kg Partikel

Im Herbst kann man ruhig noch etwas höher gehen mit der Futtermenge, im Frühjahr und Winter muss die Menge reduziert werden.

Wie bereits gesagt: Dies sind nur Richtwerte!

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