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Wesergold - irgendwann klappt´s doch!

Sonnenaufgang am ersten Morgen

Es ist Mitte August. Der Blick ins Fangbuch ist ziemlich frustrierend: Trotz vieler Stunden am Wasser nur ein paar Karpfen um die 10 Pfund und etliche Blanks. Und auch wenn mit dem Herbst noch eine vielversprechende Zeit bevorsteht, wäre es ganz schön, jetzt mal wieder einen Zwanziger zu fangen. Da ich gerade Urlaub habe, entschließe ich mich an die Weser zu fahren. Zwar haben die letzten Sessions dort nicht einen Fisch gebracht, aber irgendwann muss es ja mal wieder laufen. Ich plane maximal sechs Nächte für die Session ein. Mal sehen ob ich das allein überhaupt so lange aushalte...
Dienstag Nachmittag beginnen die Vorbereitungen, ich fahre zu Gerd, einem befreundeten Karpfenangler und mache Boilies. Anschließend suchen wir noch eine Stelle für mich aus. Da sich Gerd in der Gegend bestens auskennt, findet sich auch schnell ein sehr vielversprechender Platz: Auf 30 m Uferlänge fällt die Tiefe von 2 auf fast 7 m ab und der Gewässergrund wechselt von Sand auf Stein. Die Strömung ist gering und so kommt man mit 80g aus. Ich füttere mit Mais und Boilies an und am Mittwoch füttert Gerd noch mal die gleiche Menge.
Donnerstag Nachmittag: Ich fahre mit meinem vollbepackten Omega Richtung Weser. ausrüstungs- und proviantmäßig habe ich mich auf 6 Tage und Nächte eingerichtet, auch wenn ich noch nicht davon überzeugt bin, dass ich tatsächlich so lange bleibe. Gerd hilft mir freundlicherweise noch, meine Ausrüstung bis zur Angelstelle zu schleppen und das Zelt aufzubauen. Die Angelbedingungen sind optimal und außer ein paar Aalanglern, die in 300 m Entfernung sitzen, gibt es keine "Konkurrenz".
Nach erneutem genauen Ausloten lege ich die Ruten so aus, dass zwei Köder an der Hauptstelle in ca. 3 m Wassertiefe liegen und die dritte Rute etwas abseits davon in ca. 4,5 m dicht am Ufer liegt. Für diesen Abend habe ich noch Partikel mitgebracht und so füttere ich neben den Boilies noch ca. 5 kg Mais - ein schwerwiegender Fehler, wie sich bald herausstellt. Kurz nach Sonnenuntergang geht der Tanz auch schon los: Das Wasser scheint zu kochen und der Springer kommt aus dem Zittern nicht mehr raus. Nachdem ich mehrere Döbel, Alande und Brassen gelandet habe, kehrt erst mal Ruhe ein und so verkrieche ich mich gegen Mitternacht, ins Zelt.
Die Nachtruhe dauert nicht lange an, denn gegen 3 Uhr werde ich durch den Dauerton meines rechten Microns geweckt. Völlig schlaftrunken stolpere ich die Böschung runter zu den Ruten und bekomme schließlich auch Fischkontakt. Nach kurzem aber harten Drill hieve ich den ersten Karpfen an Land: ein 14-pfündiger Schuppi. Für den Anfang nicht schlecht denke ich und nachdem ich neu beködert und nachgefüttert habe, rolle ich mich zufrieden in den Schlafsack. Keine drei Stunden später befinde ich mich wieder auf dem Weg "nach unten". Wieder ist es die rechte Rute, doch diesmal muss ich mich deutlich mehr anstrengen, als ich den Kescher aus dem Wasser heben will. Die Waage bleibt schließlich bei 26 Pfund stehen, ein schöner, sehr kompakter Spiegelkarpfen von 75 cm Länge. Nach diesem Fang bin ich mehr als zufrieden. Zwei Karpfen schon in der ersten Nacht und fünf Nächte habe ich noch vor mir.

Schuppenkarpfen 25 PfundSpiegelkarpfen 26 Pfund

Der Tag verläuft ruhig und so habe ich Gelegenheit mich ein wenig auszuruhen. Nach den schlechten Erfahrungen vom Vorabend, füttere ich nun nur noch harte Fischboilies. Die Haken werden alle mit zwei 18 mm Boilies bestückt. Die Weißfischinvasion bleibt tatsächlich aus und so werde ich erst gegen 4:30 h durch einen Vollrun geweckt. Diesmal ist es ein Schuppi von 18 Pfund, der sich für den ufernahen Köder interessiert hat. Gegen 9 Uhr folgt dann noch ein Spiegler von 27 Pfund, ebenfalls auf den Uferköder. Zwei Nächte und schon vier Karpfen, ich bin begeistert. Müde bin ich allerdings auch, und so komme ich auf die tolle Idee, die Microns mal für ein paar Stündchen abzuschalten um den verlorenen Schlaf nachzuholen. Als ich gegen 15 Uhr aufwache und auf die Ruten schaue, trifft mich fast der Schlag: Die Spule der Mittelrute ist bis auf ca. 10 m leergeputzt!!! Der Fisch hat sich zwar mittlerweile "verabschiedet", aber die komplette Schnurfüllung bekomme ich glücklicherweise noch zurück.
So ein Mist!!! Wie kann man nur so blöd sein, die Bissanzeiger auszuschalten. Dieser und ähnliche Gedanken gehen mir durch den Kopf. Nun ja, es hilft nichts: wieder mal um eine Erfahrung reicher. Die Rute wird neu bestückt und dann geht´s weiter. Gegen 19 Uhr bekomme ich dann den nächsten Biss. Nach einem schönen Drill kann ich schließlich einen 25-pfündigen Schuppi auf die Matte legen. Nur kurze Zeit später meldet sich die rechte Rute erneut. Diesmal zieht der Fisch sofort ca. 50 m ab, geht in die Hauptströmung und kommt dort an die Oberfläche. In diesem Moment schlitzt der Haken aus. Ich bin bedient. Fünf Bisse und nur drei gefangen, ein bescheidene Ausbeute.
Die Nacht verläuft ergebnislos, nicht einmal die Alande und Döbel suchen mich heim. War es das etwa? Da es hier anscheinend auch tagsüber Bisse gibt, bin ich aber noch sehr motiviert. Mittags kommt meine Freundin zu Besuch und kurze Zeit später schaut auch Gerd mit seiner Frau vorbei. Die beiden haben zwei Nächte am Kanal verbracht und einen 22 Pfund Schuppenkarpfen gefangen. Gerd löst mich ab und so kann ich mal ein bisschen Körperpflege betreiben und bei ihm unter die Dusche springen. Als ich gerade den Wasserhahn aufdrehen will, klopft seine Frau an die Badezimmertür: Gerd ist am Telefon. Der will doch glatt von mir wissen, wo meine Karpfensäcke sind, denn er hat angeblich einen Karpfen gefangen. Tolle Verarschung denke ich mir. Vorsichtshalber erkläre ich ihm aber doch, wo sich die Säcke befinden und verschwinde dann unter der Dusche. Zurück am Angelplatz sehe ich mich zunächst bestätigt: Alle Ruten liegen am Platz. Als Gerd dann plötzlich doch einen gefüllten Karpfensack aus der Weser hievt, bin ich doch ziemlich erstaunt. Der Inhalt: Ein wunderschöner Spiegelkarpfen von 24 Pfund. Nach ein paar Fotos schwimmt er gemächlich davon. Die Ruhe dauert allerdings nur kurz an, denn nun zieht die rechte Rute ab und diesmal kann ich einen 26-pfündigen Spiegler landen. Es geht doch! Jetzt ist alles wieder im grünen Bereich und so stört es mich auch nicht, dass ich zur Abwechslung erst mal jede Menge Weißfische fange. Zwischenbilanz zur Halbzeit: 9 Karpfenbisse, 7 gefangen, davon 5 über 20 Pfund. Klar dass ich nun bis Mittwoch bleibe.
In der Nacht zum Montag schlägt das Wetter um. Es regnet in Strömen und der Wind bollert gegen die Zeltwand. Bisstechnisch herrscht dagegen absolute Ruhe. Nach der obligatorischen Rutenkontrolle am Morgen verschwinde ich gleich wieder im Zelt. Gegen Mittag rührt sich dann doch etwas: Es ist wieder die rechte Rute und diesmal fange ich einen 20 Pfünder Schuppi. Bei der Rutenkontrolle muss ich leider immer öfter feststellen, dass sich der Haken am Grund festgesetzt hat. Oft gelingt es mir, trotz vorgeschalteter Dyneema-Schlagschnur nicht, diesen zu lösen und so kommt es regelmäßig zu kompletten Abrissen. Diese abgerissenen Montagen tragen noch weiter dazu bei, dass sich diese Situation verschlimmert. Den Fischen scheint dies egal zu sein. Da ich aber nicht mehr Material als nötig verlieren will, beschließe ich, die Ruten etwas weiter nach Links zu versetzen, da es hier kaum Hänger gibt.
Dienstag Morgen hat sich das Wetter wieder stabilisiert und so fange ich gleich gegen Morgen einen Schuppenkarpfen von 12 Pfund. Döbel und Alande bevölkern mittlerweile scharenweise meinen Futterplatz. Zeitweise geht es zu wie beim Stippen und ich ziehe dabei auch das eine oder andere kapitale Exemplar an Land. Mit der Matchrute würden die sicherlich einen guten Drill abgeben, meine Sportex Hi Mod 3 lbs wird dagegen von den "Kameraden" nur unwesentlich beansprucht. Als ich gerade frühstücken will, meldet sich der mittlere Micron mit einem Dauerton. Kaffeetasse abgestellt und ab nach unten zu den Ruten. Nach einem kurzen Drill liegt ein kugelrunder Spiegelkarpfen von 20 Pfund auf der Unhooking Mat. Bis zum Abend ist dann erst mal Pause, allerdings gibt es am gegenüberliegenden Ufer einige Karpfenaktivitäten. Kurz nach der Abendkontrolle springt ein schöner Karpfen unweit von meiner Stelle. 10 Minuten später geht dann auch die Post ab: Die Mittelrute bringt mir einen makellosen 26-pfündigen Spiegelkarpfen. Drei Karpfen am vorletzten Tag - ich bin mehr als zufrieden. Morgen geht es leider schon wieder nach Hause, ich hätte nicht gedacht, dass 6 Tage so schnell vergehen können. Einen Karpfen würde ich vor der Abreise noch gerne fangen. Mit diesem Ziel vor Augen krieche ich in meinen Schlafsack.
Mittwoch Morgen: Die Nacht verlief ohne weitere Aktionen. Ich will noch bis 12 Uhr bleiben und dabei langsam einpacken. Da ich jetzt häufiger gegen Mittag Bisse hatte, rechne ich mir noch eine Chance auf einen Karpfen aus. Als ich gegen 12 h fast schon die gesamte Ausrüstung eingepackt habe, passiert es dann tatsächlich: Die Mittelrute brummt los. Nach einem spannenden Drill, der letztendlich 50 m flussabwärts endet, lande ich einen 25 Pfund Spiegelkarpfen.

Schuppenkarpfen 20 PfundSpiegelkarpfen 25 Pfund

Das Endergebnis dieser Session: 14 Bisse, 12 gefangen, davon 9 über 20 Pfund! That´s (Carp-)Fishing - diese eine Session hat quasi meine gesamte Saison gerettet.

Für alle, die jetzt gleich in Richtung Weser starten und dort ihr Glück versuchen wollen: Normalerweise sieht die Sache hier anders aus - Blanks sind an der Tagesordnung und wenn man einen Karpfen pro Wochenende fängt, kann man schon ganz zufrieden sein. Trotz oder vielleicht auch wegen der oft widrigen Bedingungen (Schiffsverkehr, viele Weißfische) ist die Weser ein sehr interessantes Karpfengewässer. Hier noch ein paar Tipps und Hinweise zu den Bestimmungen:
Futter
sollte ausreichend mitgenommen werden (3-5 kg pro Tag einplanen). Blindes "Abkippen" ist aber auch hier nicht immer erfolgversprechend. Lange Futteraktionen bringen oft mehr Bisse, ziehen allerdings auch Unmengen an Weißfischen an die Stelle. Bewährt hat sich das ein- bis zweimalige Vorfüttern mit Boilies und evtl. mit relativ harten Partikeln. Beim Angeln sollte nur noch mit Boilies gefüttert werden. Bewährt haben sich harte Fisch- oder Birdfoodboilies in 18-25 mm Durchmesser. Eine ausreichende Menge an Ersatzmaterial (Bleie, Haken, Schnur usw.) sollte unbedingt mitgeführt werden. Weiterhin ist ein stabiles High- oder Rodpod erforderlich. Sehr gut hat sich bei mir das Cygnet Multipod bewährt. Eine 0,35er Hauptschnur in Kombination mit 10-15 m 0,35er Dyneema sollte eigentlich für alle Situationen ausreichen. Durch die lange Schlagschnur hat man zudem oft noch die Möglichkeit, ufernahe Hänger zu lösen. Stabile Haken in der Größe 1-2 sind ideal. Ich verwende fast ausschließlich den Hayabusa European Carphook, oder ähnliche Modelle von Ashima und Owner.
Erfreulicherweise hat man als Karpfenangler an der Weser noch keine allzu großen Probleme. Zelte werden geduldet und wenn man sich am Angelplatz korrekt verhält, gibt es keinen Ärger. Je nach Gewässerabschnitt sind 2-3 Ruten erlaubt. Gastkarten gibt es in den meisten größeren Orten (Wochenkarte 25-30 DM).


Also dann: Tight Lines und vielleicht trifft man sich ja mal demnächst an der Weser.

Frank

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